Forever Together
„Sehr geehrte Kami-sama,
Shishi ist nun schon seit einem halben Jahr an meiner Seite. Er hat sich kaum verändert. Er ist wirklich genauso kindisch wie zuvor, naja immerhin bin ich nun die Ältere von uns beiden. Trotzdem haben wir es jetzt nicht leicht. Ich bin seine Lehrerin und unsere Beziehung muss geheim bleiben. Hätte ich nur geahnt, dass es so kommen würde…“
„Hinagiku, was schreibst du da schon wieder?“, unterbricht Shishi Hina. „Das ist ein Brief an Kami-sama, ich bringe ihn später zum Schrein.“ Shishi lächelt sie an. „Du schreibst regelmäßig Briefe, was?“ Er nimmt sie in seine Arme. Daraufhin wird Hina rot und sie reißt sich los. „Du solltest langsam nach Hause gehen, es ist schon spät. Und lass dich nicht erwischen, wenn jemand erfährt, dass du hier warst…“ Shishi nimmt ihre Hand und schaut ihr ernst in die Augen. „Das macht mir nichts aus. Wir mussten doch schon genug auf unser Glück warten, davon sollten wir uns nicht beirren lassen.“ Hina ist verwundert, sie hätte nicht gedacht, dass Shishi das so ernst nehmen würde. Er scheint doch schon erwachsener geworden zu sein. Da nimmt Shishi Hinas Kopf in seine Hände und will sie küssen. „H-Hey!“ Hina schubst ihn weg und dreht sich um. Sie ist knallrot angelaufen. Shishi reibt derweil sein Kinn, welches von Hinas Schlag schmerzt. „Dann gehe ich wohl besser…“ Er steht auf und verlässt die Wohnung. Hina schaut ihm nachdenklich hinterher. „Hoffentlich habe ich ihn mit meiner Reaktion nicht verletzt…“
Am nächsten Tag ist wieder Schule. Hina macht wie gewohnt Unterricht und in der Pause wartet sie darauf, dass Shishi wieder bei ihr auftaucht. Dies tut er aber nicht. Sie macht sich verwundert auf die Suche nach ihm. Da sieht sie ihn mit seinen Freunden, sie versteckt sich hinter der Ecke und lauscht. „Hey, Shishi! Gehst du heut gar nicht deiner Lehrerin hinterher? Sie ist dir wohl doch zu alt!“ Der Junge lacht. „Tja… Das ist mir im Moment zu anstrengend…“ Hina ist enttäuscht und geht schnell weg. Shishi bemerkt, dass jemand sie belauscht hat und rennt demjenigen hinterher. Als er die Ecke erreicht, ist niemand zu sehen. „War das Hina? Ach nein, ich muss mich getäuscht haben…“
Am Abend schreibt Hina an dem Brief weiter.
„ Tut mir leid, ich wollte den Brief gestern noch fertigstellen, doch es ist so viel dazwischen gekommen. Weißt du, ich bin ein bisschen verzweifelt… Ich habe Shishi sechs Jahre lang nicht gesehen, jetzt bin ich 22 und er ist 16 Jahre alt… Ich bin auch nun keine Göttin mehr und auch er ist wieder ein normaler Mensch… Hat sich deswegen unsere Verbindung gelockert…?“
Hina schaut seufzend auf das Papier. Sie schreibt ihre Grüße drunter, faltet den Brief zusammen und macht sich auf, ihn zum Schrein zu bringen. Draußen ist es mittlerweile dunkel und ein starker Wind geht. „Was für ein Wetter…“ Sie beeilt sich und legt den Brief in den Schrein. Sie spricht ihr Gebet und will sich wieder auf den Heimweg machen, als plötzlich ein Blitz in der Nähe einschlägt. „Ah!“ Vor lauter Schreck rutscht sie auf dem Weg aus und fällt hin. Regungslos bleibt sie auf dem Boden liegen und schaut in den dunklen Himmel. Es beginnt zu regnen. Dieser Regen kommt ihr ganz gelegen, denn so kann niemand bemerken, dass sie in Wirklichkeit weint… „Shishi… Liebst du mich…? Es tut mir leid, wenn ich manchmal abweisend bin… Ich bin halt noch nicht so erwachsen, wie es aussieht…“ Leise weint Hina in sich hinein, während um sie herum der Sturm tobt. Da hört sie eine Stimme. „Hinagiku!“ Shishi erscheint vor ihr. Er hebt sie hoch und schaut sie besorgt an. „Alles in Ordnung?! Bist du verletzt?!“ Hina kann ihren Augen nicht trauen. Sie schüttelt nur den Kopf und umarmt Shishi. Dieser zuckt die Schultern, lächelt und macht sich mit Hina auf dem Arm auf den Heimweg. Wenig später kommen sie in Hinas Wohnung an. „Du solltest dich umziehen, sonst erkältest du dich. Ich gehe lieber wieder nach Hause.“ Gerade als er gehen will, wird er von Hina aufgehalten. „Warte…“ Erst jetzt erkennt Shishi, dass Hina geweint hat. „Was ist los? Warum weinst du?“ „Shishi… Bin ich dir zu alt? Zu kindisch?“ Shishi tätschelt ihren Kopf. „Du hast uns also doch belauscht. Nein, du bist mir nicht zu alt. Überleg mal, wie viele Jahre ich eigentlich schon auf dem Buckel habe…“ Hina schaut ihn an. „Wieso hast du mich dann ignoriert?“ Shishi läuft etwas rot an und räuspert sich. „Ich… wollte dir deine Freiheit lassen. Ich hatte Angst, dass ich dir zu aufdringlich bin… Ich verstehe ja, dass die viel an deinem jetzigen Job liegt.“ Als Hina das hört, ist sie sehr glücklich. Sie hatte Shishi nur missverstanden. Sie umarmt ihn und küsst ihn dann von sich aus. Shishi erwidert glücklich ihren Kuss.
„Liebe Hinagiku,
Mach dir keine Gedanken. Ich bin mir sicher, dass eure Liebe alles standhalten wird. Immerhin habt ihr einen bösen Gott bezwungen und Shishi ist für dich zu einem Menschen geworden. Ich denke, er hat unbewusst sein ganzes Leben auf dich gewartet. Genauso war es bei dir. Du musst wissen: Jeder hat einen Menschen, der für ihn bestimmt ist und wenn sich solche füreinander bestimmten Personen treffen, kann sie nichts mehr auseinander bringen. Ihr beide werdet ganz sicher glücklich werden und auch ich werde über euch wachen. Natürlich später auch über eure Kinder, Koma freut sich übrigens schon auf sie.
Liebe Grüße,
Kami-sama“